Bildungsbereiche

Die Bildungsbereiche

Die „Grundsätze der elementaren Bildung“ in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg bilden der Rahmen, nach dem wir arbeiten und den es mit Leben zu füllen gilt.

 

Dieser Rahmen wird in Bildungsbereiche aufgeteilt, die ineinander übergreifend von den Kindern in ihrem individuellen Arbeitstempo bereichert werden. Wir Erzieher haben hier die Aufgabe, den Kindern mit Materialien und/oder entsprechender Raumgestaltung Bildungsmöglichkeiten zu schaffen und sie in ihrem Lernen zu begleiten. Durch die gezielte Beobachtung des Kindes ist es uns möglich, ihre Lerninteressen zu unterstützen und für neue Bildungsmöglichkeiten zu sorgen.

 

Körper, Bewegung und Gesundheit

Balancieren – Springen – Klettern – Entspannen

Jedes Kind ist von Geburt an mit einem individuellen Bewegungsimpulse ausgestattet. Durch diese Bewegungsimpulse erschließen sich Kinder ihrer Umwelt. Kinder sind somit auf facettenreiche Körpererfahrungen angewiesen, aus denen dann kognitive Fähigkeiten entstehen. Emotionen wie Freude, Wut, Trauer und Furcht sind von Geburt an im Kind verankert. Sie werden körperlich geäußert und daher sind der Körper und die Bewegung zum Empfinden und differenzierten Erkennen von Emotionen sehr wichtig.

 

Gesundheitserziehung umfasst vielfältige Bewegungsangebote und gesunde Ernährung ebenso wie ein Bewusstsein von gesunder Welt und Wissen darüber, wie Erwachsene und Kinder sich für deren Erhaltung einsetzen können.

 

Sprache, Kommunikation und Schriftkultur

Sprechen – Schreiben – Lesen

Jedes gesunde Kind lernt sprechen. Schon kurz nach der Geburt können Kinder zwischen sprachlichen und nichtsprachlichen Lauten unterscheiden. Sie teilen sich durch Schreien, Weinen und Strampeln, dann durch Gurren und Lachen, später durch Lallen und erster Silbenbildung bis hin zum ersten Wort von Anfang an durch Sprache mit. Mitte des zweiten Lebensjahres nutzen sie bis zu 50 Wörter indem sie diese in sogenannten „Ein-Wort-Sätzen“ verwenden. Nun steigt der Wortschatz stetig an und bis zum dritten Lebensjahr werden aus Worten grammatikalisch vollständige Sätze. Jetzt können Kinder über Vergangenes, Zukünftiges und nicht unmittelbar Vorhandenes sprechen. Erste Rollenspiele aus ihrem Alltag entstehen, mit anderen Kindern werden Pläne besprochen und Ideen entwickelt.

 

Musik

Hören – Spielen – Singen – Tanzen

Jedes Kind ist empfänglich für musikalische Aspekte. Musik und musikalisches Empfinden gehören zu den Grundkompetenzen eines jeden Menschen. Dabei spricht Musik gleichermaßen Denken, Gefühle und Handeln an. Von Geburt an nehmen Kinder die Basiskomponenten der Musik – Rhythmus, Melodie und Klangfarbe wahr.

 

Sie können schon sehr früh zwischen verschiedenen Tonhöhen, Lautstärken und melodischen Eigenarten des Gegenübers unterscheiden. Mit etwa zwei Jahren erzeugen Kinder aus eigenem Interesse heraus Tonintervalle und erfinden Lieder. Wir unterstützen die Kinder in ihrem Prozess mit Fingerspielen, dem Singen von Liedern und dem Hören verschiedenster Musikarten. Musik und Tanz fördern die Koordination, das Körpergefühl und das Rhythmusgefühl bei Kindern. Musik hat einen positiven Einfluss auf die geistige, seelische und emotionale Entwicklung der Kinder.

 

Darstellen und Gestalten

100 Sprachen, um die Welt zu verstehen

Darstellen und Gestalten entspricht einem Grundbedürfnis des Menschen sich selbst auszudrücken. Bildnerisches Gestalten beruht auf Wahrnehmungen, dient zur Verarbeitung von Reizen, zum Bemerkbar machen und Ausdrücken von Gefühlen und Körperempfindungen.

 

Dieser Bildungsbereich ist, wie alle anderen Bereiche, mit verschiedenen Bildungsbereichen verknüpft, denn Koordination macht Zeichenbewegungen erst möglich und Gestaltungsprozesse werden mit Worten und Begriffe abstrakt fassbar. Eine intensive Wahrnehmung, sinnliches Erkunden sowie kreative Tätigkeiten von Kindern dienen ihnen zum Begreifen ihrer (Um-)Welt. Indem sie zeichnen, malen, collagieren und mit Materialien experimentieren, die einen großen Gestaltungsrahmen bieten (Wasser, Ton, Lehm, Knete, Draht, Sand, Papier aber auch Bausteine und Decken) verarbeiten und bewältigen sie Erlebnisse und Probleme. Gleiches gilt für das Rollenspiel und das Spiel mit Handpuppen, da das Spiel mit verschiedenen Materialien eine intensive Auseinandersetzung mit der Umwelt des Kindes ermöglicht. Eine Zensur und Wertung durch den Erwachsenen hat hier keinen Platz. Zusammenfassend ist zu sagen: Darstellungsprozesse sind Erkenntnisprozesse.

 

Mathematik und Naturwissenschaft

Neugierig sein – Erkunden – Untersuchen

Die Neugier des Kindes ist Ausgangpunkt für mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen. Kleinstkinder erforschen Gegenstände aller Art, die in ihrem Blickfeld und später in ihrer Reichweite existieren, denn Kinder wissen vorerst, Gegenstände, die nicht zu sehen sind, sind für immer verloren. Erst im zweiten Lebensjahr erkennen Kinder, das Gegenstände trotzdem weiter existieren. Indem ein Kind Gegenstände nach Farben, Formen oder Größe sortiert, in Reihe legt und abzählt, eignet es sich Mathematik an.

 

Darauf aufbauend bekommen die Kinder eine erste „fehlerhafte“ Vorstellung von Mengen und Größen. Später ordnen sie den einzelnen Gegenständen entsprechende Zahlen zu, womit sich ihre Vorstellung zu Mengen und Größen berichtigt. Sie lernen physikalische Merkmale wie die Schwerkraft kennen (Kind wirft eine Rassel immer wieder runter) und verändern Aggregatzustände (Kind legt eine Schokolade in die Sonne, dann in den Kühlschrank und beobachtet die Veränderung an Konsistenz und Form). Erste chemische Verbindungen (Kuchen anrühren und backen) und biologisches Interesse (die Punkte auf dem Marienkäfer geben Auskunft über dessen Alter) werden erkannt. Naturphänomene werden mit sozialen Erfahrungen kombiniert (ein Baum wird entwurzelt, weil der Wind mit ihm wütend war). Aufgabe der Erzieherin ist es, die Kinder in ihren Experimenten zu unterstützen, mit Forschungsfragen Neugier auszulösen und gemeinsam mit den Kindern naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu ergründen.

 

Soziales Leben

Das Selbst und die anderen – zwei Seiten der Medaille

Die Verbindung zwischen der Persönlichkeitsentwicklung und der Entwicklung sozialer Beziehungen wird als Bildungsbereich „soziales Leben“ bezeichnet. Grundlage hierfür ist die erste Beziehung eines Kindes – die zwischen Eltern und Kind. Mit zunehmendem Alter wird diese Bindung lockerer, flexibler und das Kind bekommt die Möglichkeit, Perspektivwechsel zu erleben und seine Persönlichkeit zu entdecken.

 

Persönlichkeit erfahren Kinder durch das Ausdrücken ihrer Bedürfnisse und Interessen. Sie vergleichen diese mit anderen Menschen und stellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. Sie lernen die Andersartigkeit von Spielpartnern und erwachsenen Bezugspersonen anzuerkennen und erfahren selbst Anerkennung von diesen. Kinder erfahren die Grundprinzipien des Zusammenlebens: Rücksicht nehmen auf Bedürfnisse, Anderen nichts wegnehmen und/oder verletzten und Eigentum von anderen respektieren. Durch Verhandeln und vielleicht auch Streiten können Regeln, Normen, Werte, gesellschaftliche Orientierungen und religiöse Anschauungen wirklich verstanden und akzeptiert werden. Kinder sollen nicht die Meinung anderer übernehmen, sonder in der Lage sein, sich selbst ein Bild von der Welt und dessen Gesellschaft zu machen. Das Ringen um das, was fair und was ungerecht ist, hilft Kindern Regeln zu verinnerlichen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Aufgabe der Erzieherin ist es hier, die Kinder dabei zu unterstützen, ihren eigenen Wünschen, Interessen, Bedürfnissen und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sie aber auch für die Wünsche, Interessen, Bedürfnisse und Gefühle anderer zu sensibilisieren.

 

Zusammenfassung aus den „Grundsätzen elementarer Bildung in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg“